Überblick zu Long COVID-Studien mit Potenzial auf neue Therapiemöglichkeiten

Carmen Scheibenbogen, Leiterin der Immundefekt-Ambulanz an der Berliner Charité berichtete beim 3. Long COVID Kongress über laufende Therapiestudien in Deutschland. Große Hoffnung werde auf Medikamente gesetzt, die antikörperproduzierende B-Zellen angreifen und zerstören – beispielsweise Inebilizumab. Auch das Herzinsuffizienzmedikament Vericiguat könnte therapeutisch erfolgversprechend eingesetzt werden. Des Weiteren werde untersucht, ob die hyperbare Sauerstofftherapie signifikant zu einer Verbesserung der Long COVID-Symptome führen kann.
Der für die Behandlung einer Neuromyelitis-optica-Spektrum-Erkrankung (NMOSD) zugelassene Wirkstoff Inebilizumab sei laut Scheibenbogen momentan das wirksamste Medikament, um B-Zell-vermittelte-Autoantikörper-Erkrankungen zu behandeln. Aktuell wird es an der Charité im Rahmen einer Studie getestet. Im Unterschied zu einer Immunadsorption bestehe mit Inebilizumab Hoffnung auf eine langfristige Besserung oder sogar Heilung, sofern Autoantikörper die Ursache von Long COVID sind. Denn bei der Immunadsorption werden zwar die Autoantikörper, jedoch nicht die antikörperproduzierenden Zellen aus dem Blut entfernt. Für einen gewissen Zeitraum könne die Immunadsorption laut Scheibenbogen eine Besserung bringen – nach sechs Monaten lasse die Wirkung allerdings nach.
Auch in das Herzinsuffizienzmedikament Vericiguat werde große Hoffnung gesetzt. Es wird derzeit in einer placebokontrollierten Phase-2a-Studie an der Charité getestet (VERI-LONG-Studie). Bei einigen Studienteilnehmenden zeige sich bereits eine Verbesserung von Brain Fog (Gehirnnebel) und körperlicher Belastbarkeit.
Im Fall der Anwendungsbeobachtungsstudie zur Hyperbaren Sauerstofftherapie (HBOT) berichten teilnehmenden Schwerbetroffenen mit Long COVID-Syndrom sowie ME/CFS ebenfalls von einer Verbesserung der Alltagsfunktionen.
Ob der Wirkstoff BC007 eine Therapiemöglichkeit für bestimmte Untergruppen sein kann, sollte laut Scheibenbogen weiter untersucht werden. So müsse man Patient*innen einschließen, bei denen es wahrscheinlich ist, dass Autoantikörper die Ursache für die aufgetreten Symptome sind.
Zusätzlich wies Scheibenbogen auf die Behandlungsmöglichkeiten vieler einzelner Post COVID-Symptome hin. Schlafstörungen etwa könnten mit Doxepin behandelt werden. Sie verwies zudem auf den Therapiekompass des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM).
Zum 3. Long COVID-Kongress: https://www.bmg-longcovid.de/diskurs/long-covid-kongress
Zum Therapiekompass: https://www.bfarm.de/DE/Arzneimittel/Zulassung/Zulassungsrelevante-Themen/Expertengruppe-Long-COVID-Off-Label-Use/_node.html#therapiekompass
Diesen Beitrag teilen:
Über Telegram teilen
Auf X (Twitter) teilen
Auf WhatsApp teilen
Auf LinkedIn teilen
Per E-Mail teilen
Vielleicht interessiert Sie auch
Details zur Qualitätssicherung der gesundheitsbezogenen Inhalte lesen Sie bitte in unserem Methodenpapier.